Ein Erfahrungsbericht von Fanni Vezekényi
Fanni Vezekényi ist die Tochter von Judit Szendy, die schon wiederholt für die Ehinger Tageszeitungen Berichte über Ereignisse in der Partnerstadt Esztergom geliefert hat. Berichtet wurde z.B. über das von der Schule durchgeführte Gizella Fest oder zu Sankt Martin u.a.. Nun war die Tochter Fanni, die zuletzt im vergangenen Jahr in der Ehinger Realschule hospitierte, im Rahmen ihres Studiums in Spanien. Ihre Freunde in Ehingen hatte sie während dieser Zeit via Mail und Facebook teilhaben lassen.
Hier ihr Bericht:
Ich bin Ende Januar in Granada angekommen, um das laufende Semester mit einem Erasmus-Stipendium an der dortigen Universität zu absolvieren. Ich musste aber meinen Aufenthalt wegen der Coronavirus-Pandemie abbrechen.
Am Samstag, dem 14. März, kaufte ich mein Flugticket nach Hause, für den kommenden Dienstag. Das dreitägige Warten war nicht einfach, da von Tag zu Tag immer strengere Maßnahmen eingeführt wurden: in Ungarn wurden zuerst die Schulen geschlossen, dann eine Grenzsperre eingerichtet. Einen Tag vor meiner Heimfahrt wurde der Flughafen Franz Liszt in Budapest für ausländische Fahrgäste geschlossen. Inzwischen hatte Spanien bereits eine Ausgangssperre eingeführt. Nur in berechtigten Fällen durfte man die Wohnung verlassen, wie zum Beispiel, wenn man in ein Geschäft oder zur Arbeit ging. Wir sahen viele Polizisten von unserem Balkon, die die Fußgänger mit Atemschutzmasken überprüften.
Meine Mitbewohner und ich gingen öfters auf den Balkon, um die Situation zu sehen. Die ergreifendsten Vorfälle passierten am Freitag und am Samstag, als die Leute von Granada auf den Balkonen um ihren Helden im Gesundheitswesen und in der Lebensmittelversorgung applaudierten. Es war so großartig, diese Dankbarkeit mitzuerleben. So kam wieder etwas Leben in die entvölkerten Straßen.
Am Dienstag reiste ich mit einer ungarischen Studentin und mit ihrem Vater von Granada zum Flughafen Málaga. Der Abschied von meinen Mitbewohnern wurde sehr kurz, weil wir die Wohnung plötzlich vor unserer geplanten Abreise verlassen mussten. Es stellte sich nämlich heraus, dass unser Bus nach Málaga gestrichen wurde obwohl wir im Voraus die Tickets schon gekauft hatten. In fünf Minuten packte ich den Rest meiner Sachen zusammen, lief geschwind noch drei Runden in der Wohnung herum, um zu sehen, ob ich alles eingepackt hatte. Dann starteten wir unsere 130-km-Strecke mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Am Busbahnhof hatten wir großen Ärger. Wir wurden mit unserem Problem von einem Schalter zum anderen umgeleitet. Nach langen Verhandlungen konnten wir endlich zu einem späteren Bus umbuchen. Damit war aber die Sache noch längst nicht erledigt: der Busfahrer ließ uns zuerst nicht in den Bus einsteigen. Da fingen wir an mit ihm zu streiten. Gott sei Dank mit Erfolg. Am Flughafen Málaga konnten wir jedoch noch immer nicht ganz entspannt sein. Wir erfuhren, dass der Flug von Madrid nach Budapest an dem Tag schon abgesagt wurde. Wir waren also noch ein paar Stunden lang ziemlich aufgeregt, was mit unserer Maschine ist.
Als wir an der Informationstafel sahen, dass das Flugzeug in Richtung Málaga aufgerufen war, fiel uns ein großer Stein aus den Herzen. Unser Heimflug konnte erst später starten, da fünf ausländische Fluggäste aus dem Flugzeug zurückgehen mussten. Zu dieser Zeit konnten nur noch ungarische Staatsbürger das Land betreten. Die Freude, die ich empfand, als ich in Esztergom die Umrisse der Basilika sah, die für mich immer meine Heimat bedeutete, ist unbeschreiblich.