Die Geburt der Revolution im Café

Eine Ausstellung anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Ehingen und Esztergom erinnert an ein legendäres Kaffeehaus.

SÜDWEST PRESSE – Ehinger Tagblatt – Christina Kirsch – 18.10.2023

„Viele Ungarn politisieren sich im ungarischen Revolutionsjahr 1848 in Kaffeehäusern“, sagte Volkshochschulleiter Jürgen Morasch bei der Ausstellungseröffnung einer begehbaren Installation, die an diese Kaffeehauskultur und ihre Folgen erinnert. Zur Vernissage war die Ausstellung mit entsprechendem Mobiliar im Ernst-und-Anna-Rumler-Saal im Franziskanerkloster aufgebaut und die Jazzband „Jazzformers“ aus Ungarn unterhielt die zahlreichen Gäste bestens.

Die Jazzformers spielten zur Vernissage der Ausstelluzng „Willkommen im Club 1848“. Foto: Christina Kirsch

Man nahm in plüschigen Sofas oder durchgesessenen Oma-Sesseln Platz und genoss einen beschwingten Abend im Zeichen des Jazz. Vor allem der Bandleader Dávid Szalkay wusste mit seinen launigen Exkursen zu begeistern. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Partnerschaftsverein Ehingen-Esztergom und dem Collegium Hungaricum in Berlin.
Vor dem musikalischen Teil umriss Jürgen Morasch die Geschichte des „Club 1848“, der der Ausstellung „Willkommen im Club 1848“ seinen Namen gibt. 1848 trafen sich dort in der Hauptstadt Budapest die Revolutionäre Ungarns, die für die Unabhängigkeit des Landes von der Habsburgermonarchie auf die Straße gingen. In über 40 Cafés übten Schriftsteller, Studenten und Rechtsanwälte dabei den Schulterschluss. „Einige Revolutionäre, so die Erzählung, verbrachten so viel Zeit im Café, dass sie sich ihre Post dorthin schicken ließen“, erläuterte Morasch.

Revolution auch anderswo

Ungarn war in Mitteleuropa mit seinen Revolutionsgedanken nicht alleine. Der Geist der Revolution griff rasch auch auf das Kaisertum Österreich und die unter der Habsburgermonarchie stehenden Länder über. Die vereinten russischen und österreichischen Verbände zwangen Ungarn jedoch 1849 zur Kapitulation. Erst 1918 wurde Ungarn eine Republik.
Das berühmte Café Pilvax wird im Gang des Obergeschosses aufgebaut und mit acht Figurenbestückt, die nicht nur an den ungarischen Nationaldichter Sandor Petöfi erinnern, sondern auch andere Ungarn vorstellen.


Dávid Szalkay & the Jazzformers zur Eröffnung der Ausstellung WILLKOMMEN IM CLUB 1848!

Wer sich’s anhören und ansehen möchte: ein Klick auf den Pfeil genügt (über das Menü auf YouTube lassen sich auch einzelne Titel auswählen)