Ehingens Partnerstadt feiert das Gizella-Fest

Esztergom erinnert dabei an Gisela von Bayern

Schwäbische Zeitung – Judit Szendy – 25.5.2018

In Esztergom, Ehingens ungarischer Partnerstadt, wurde in diesem Jahr am Fuße des nördlichen Glockenturms der Hauptkirche von Ungarn an die selige Gizella erinnert. Gisela von Bayern kam mit zehn Jahren nach Ungarn und wurde an Weihnachten im Jahre 1000 als Gattin des ungarischen Königs Stefan zur ersten Königin der Ungarn gekrönt. Um das Jahr 985 war sie in Regensburg als Tochter des bayerischen Herzogs Heinrich II. und seiner Gemahlin Gisela von Burgund geboren worden. Ihre religiöse Erziehung hatte sie vom heiligen Wolfgang von Regensburg erhalten.

Um 995 betrat die erst zehn Jahre alte Prinzession Gisela ihre neue Heimat, begleitet von Militärs und Priestern. Bald schon half sie bei der Bekehrung des heidnischen Volkes. Als Königin stiftete Gizella Klöster und Kirchen im Land. Sie stickte den prunkvollen Ungarischen Krönungsmantel, der ursprünglich als Messgewand diente, mit Goldfäden. Heute ist er im Nationalmuseum in Budapest zu sehen.

Gizella starb am 7. Mai um das Jahr 1060 als Äbtissin des Benediktinerinnen Klosters Niedernburg (Passau), wo sie nach dem Tod ihres Gemahls Stefan und ihres Sohnes Imre (Emmerich), dem einzigen Thronfolger, lebte.

Die ungarndeutsche Vereinigung der mittelalterlichen Hauptstadt Esztergom feierte bei herrlichem Wetter oben bei der Basilika den Gizella-Gedenktag. Der Chor der Tscholnoker Deutschen sang seine Volkslieder, dann würdigte der vielen Ehingern bekannte Mihály Mezösi als Vorsitzender der ungarndeutschen Verwaltung, die erste Königin vor dem Publikum. Die Kinder des Kindergartens „Goldberg“ führten ihr entzückendes Programm in deutscher Sprache unter der Leitung der beiden Kindergärtnerinnen Anikó Herlik-Páldi und Katalin Kövessi auf, die voriges Jahr zum 25-jährigen Jubliäum nach Ehingen gekommen sind. Sie besuchten als Hospitantinnen im Juni den evangelischen Kindergarten Wenzelstein.

Beim Fest wurde auch getanzt – Foto: Judit Szendy

Die ungarndeutsche Tanzgruppe der örtlichen katholischen Grundschule „Johannes Vitéz“ trat unter großem Applaus auf. Den Tanz hatten sie bereits am Tag davor auch bei der Eröffnungsfeier des Schulfests aufgeführt, da ihre Schule einen Schultag dem Gizella-Gedenktag widmete. Jedes Jahr wird ein Königspaar Gizella und Stefan aus den älteren Schülern und Schülerinnen ausgesucht, die von ihrem goldbedeckten Thron das Ereignis beobachten können. Der Schuldirektor erzählte den Schülern über Gizellas Leben. Alle Teilnehmer am Fest konnten sich die Aufführung der begabten Zweitklässler der Lehrerin Judit Szendy anschauen. Dieses Jahr bearbeitete sie das deutschsprachige Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“ für die Bühne. Deutschlehrerin Krisztina Bindics pflanzte mit den Schülern Rosmarin und erzählte dann über die Tradition des Maibaumaufstellens. Zum Schluß wurde ein schön geschmückter Maibaum auf dem Schulhof aufgestellt, zusammen getanzt und Grammelschmalzbrot verzehrt.

Mihály Mezösi äußerte den Wunsch, dass die katholische Kirche am Gizella-Tag künftig mit einer feierlichen Messe der seligen Königin gedenken solle.