SÜDWEST PRESSE – Renate Emmenlauer – 09.06.2023
STADTGESCHICHTE – Die Historische Bürgerwache Ehingen ehrt mit dem Großen Zapfenstreich den Oberbürgermeister. Auch Innenminister Thomas Strobl und eine Delegation aus Esztergom sind angereist.
Eine beeindruckende Publikumskulisse auf dem Ehinger Marktplatz und bestes Frühsommerwetter haben beim Großen Zapfenstreich am Vorabend von Fronleichnam den perfekten Rahmen gesetzt. Viele Bürger waren gekommen, um das militärische Zeremoniell mit der nicht alltäglichen Musik zu verfolgen.
Etliche davon sind der Historischen Bürgerwache und der Stadt Ehingen eng verbunden. Das zeigte überdies die große Zahl der Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Bundeswehr und Bürgerwehren. Erstmals war auch Innenminister Thomas Strobl dabei. Der stellvertretende Ministerpräsident des Landes war dem Ruf seines Parteifreundes und CDU-Vorsitzenden Manuel Hagel gefolgt.
„Der Manuel hat g’sagt, du musch komma. Des lohnt sich“, sagte er vor dem Großen Zapfenstreich beim Empfang im Kleinen Saal der Lindenhalle. Und schickte hinterher: Ich bin ja in der Landesregierung auch für die Bürgerwehren zuständig.“ Er freue sich auf dieses besondere Fest der Traditionen und des Brauchtums, ein Erlebnis für Augen, Ohren und das Herz. „Zukunft braucht Herkunft“, zitierte Thomas Strobl den Philosoph Odo Marquard. „Traditionen geben Verankerung“, fügte er an.
Eine dieser sturmfesten Verankerungen bilde seit 71 Jahren der Große Zapfenstreich der Bürgerwache in Ehingen. Letztere liefere damit ein offens Bekenntnis zu ihrer Heimatstadt. Der Große Zapfenstreich sei das höchste Zeremoniell in der Bundeswehr. Und nur dem Ehinger Oberbürgermeister als einzigem in Baden-Württemberg werde diese hohe Ehre zuteil. Dank des ehrenamtlichen Engagements der Ehinger Bürgerwache. „Die Stadt Ehingen hat den alljährlichen Zapfenstreich und in Berg das beste Bier im Land. Wir in Baden-Württemberg sind das innovationsreichste Bundesland in ganz Europa. Und wir sind auch die Nummer eins im Ehrenamt“, schwärmte Strobl. Knapp die Hälfte aller Bürger landesweit engagiere sich in einem Ehrenamt. „Das sind die, die den Laden am Laufen halten. Auf deren Unterstützung werde ich mich künftig noch mehr konzentrieren.“
Bürgerwache-Vorsitzender Peter Bausenhart verlas eine mehrseitige Liste mit Namen der Ehrengäste und erklärte sichtlich bewegt: „Ich bin beseelt vom Dreiklang Stolz, Ehre und Freude.“ Zu den Gästen aus dem ungarischen Esztergom sagte er: „Seit Beginn dieses unsäglichen Angriffs von Russland gegen die Ukraine ist der demokratische Zusammenhalt wichtiger denn je.“
Welche bedeutsame Rolle der Große Zapfenstreich für Ehingen und ihn persönlich spiele, unterstrich der Ehinger Oberbürgermeister mit Verweis auf die goldene Amtskette, die nur bei ganz wichtigen Anlässen aus dem Safe geholt werde. Alexander Baumann war die große Freude über das traditionelle Zeremoniell ihm zu Ehren anzusehen. Sichtlich stolz zeigte er sich über den hohen Besuch aus der Landesregierung, „die immer ein offenes Ohr für die Traditionspflege hat“.
Sein Dank galt der Ehinger Bürgerwache, die diese Tradition pflegt, und den Sponsoren. Seine Wertschätzung brachte der OB auch gegenüber den Vertretern der Bundeswehr zum Ausdruck, die seit Beginn der Patenschaft mit dem Multinationalen Kommando Operative Führung aus Ulm im Jahr 2004 noch nie beim Großen Zapfenstreich in Ehingen mit einem Ehrenzug gefehlt hätten. Baumann begrüßte unter anderem den neuen Kommandeur Major Bernhard Hartmann und Oberstabsfeldwebel Wolfgang Wiucha.
Herzlich willkommen hieß er auch Balázs Steindl, den Vizebürgermeister aus Esztergom, Stabschef András Liget und die Kulturbeauftragte Eleonora Kotán-Wiest. „Wir dürfen in diesem Jahr auf 30 Jahre unserer Städtepartnerschaft zurückblicken“, betonte Baumann in seiner Ansprache auf dem Marktplatz. Er hoffe, dass jetzt nach der Pandemie der Austausch zwischen Ehingen und Esztergom wieder auflebt.
Auch dankte das Stadtoberhaupt den angereisten Vertretern befreundeter Bürgerwehren, etwa Hauptmann Schempp aus Salzburg sowie Carsten Bauer und Sigisbert Straub von der Patenwehr aus Dietenheim.
Es war ein feierlicher Moment, als der Musikzug unter Leitung von Frank Zacher und der Spielmannszug mit dem neuen Tambourmajor Thomas Walter musizierend auf den Marktplatz einmarschierten, dazu die „Bürger im bunten Rock“ aller drei Züge und der Ehrenzug der Bundeswehr. Im Publikum war es mucksmäuschenstill und die Honoratioren auf der Ehrentribüne erhoben sich von den Plätzen.
Dann wurde das Zeremoniell mit dem Kommando „Großer Zapfenstreich stillgestanden! Großer Zapfenstreich!“ eingeleitet. OB Baumann und Kommandant Josef Stocker schritten die Reihen der Uniformierten ab, begleitet von Oberleutnant Joachim Ihle. Glockengeläut kündete den Schluss des Großen Zapfenstreichs an. Den gehaltvollen musikalischen Schlusspunkt setzten die ungarische und deutsche Nationalhymne.
Erstmals wurde beim Großen Zapfenstreich zu Ehren der ungarischen Gäste die ungarische Nationalhymne gespielt: