23 Teilnehmer des PSV erlebten eine interessante Woche. Am frühen Sonntagmorgen des 27. August 2017 startete der Bus und fuhr über München und das Salzkammergut mit dem herrlichen Mondsee nach Ungarn. Am späten Sonntagabend klang der Tag nach der langen Fahrt in der Szalma Csárda, am Donauufer, aus.
Am Montagmorgen wartete bereits ein erster Höhepunkt auf die Gruppe: Budapest mit seiner unvergleichlichen Skyline und den weltberühmten Bauwerken. Eine Führung durch das Parlament, organisiert von den Esztergomer Freunden, die die Gruppe auch begleiteten. Das Parlament, das zu den schönsten Gebäuden der Welt gezählt wird, hat eine Länge von 265 Metern, ist 123 Meter breit und 96 Meter hoch. Aus 40 Millionen Steinen unter der Leitung von Architekt Imre Steindl in den Jahren 1885 bis 1904 erbaut, beeindruckt immer wieder durch seine schiere Größe. 1000 Arbeiter schufteten fast 20 Jahre bis zur Fertigstellung. Es gibt 27 Eingänge, 29 Treppenhäuser, 691 Räume und 365 Türmchen. 40 Kilo Blattgold wurden verwendet, 3,5 Kilometer roter Teppich wurden verlegt, der größte Teppich Europas liegt in einem Vorraum des Sitzungssaales, 7 mal 21 Meter groß. „Prunkvoll, monumental, eine Momentaufnahme der Gegenwart“, sollte das Gebäude werden. Im Kuppelsaal liegt seit 1978 wieder die Stefanskrone, bewacht von 2 Soldaten. Vorher lag sie Jahrzehnte in den USA in Fort Knox, zusammen mit den Goldvorräten Amerikas.
Kurz nach der Eröffnung des Parlaments 1904 kam es zu einer handfesten Auseinandersetzung der Parlamentarier im Sitzungssaal bei der Teile der nagelneuen Einrichtung zerstört wurden. 1912 wurde im Saal auch geschossen, seither gibt es eine Parlamentswache. Die Stefanskrone und die Reichsinsignien dürfen aus nächster Nähe bewundert werden. Der Sitzungsaal wird auch heute noch benutzt, die Ehinger durften ihn bewundern. Vor dem Saal wartete eine Kuriosität: Zigarrenhalter in großer Anzahl zum Ablegen der Havannas, die in den Pausen nicht fertiggeraucht worden waren. Verlief eine Tagung gut, sagten die Parlamentarier: das war die Havanna wert!
An der Donau sitzend…
Mit diesen Worten beginnt ein Gedicht das der ungarische Lyriker Attila Joszef verfasste. Der unglückliche Dichter sitzt in Bronze gegossen auf den Stufen vor dem Parlament, der Donau gegenüber und die Ehinger Gruppe leistete ihm für ein Foto Gesellschaft.
An den ebenfalls in Bronze gegossenen Schuhen vorbei, die zur Erinnerung an die Judenverfolgung im zweiten Weltkrieg am Donauufer als Mahnmal installiert wurden, ging es nach kurzer Rast in der ebenfalls weltbekannten Markthalle auf die Burg von Buda und die Fischer Bastei, die Matthiaskirche und die Budaer Altstadt. Der Rückweg führte an den Ausgrabungen der Römerstadt Aquincum vorbei die vor 2000 Jahren angelegt wurde und heute noch mit Amphitheater und Ruinengarten beeindruckt.
Hollókő, deutsch Rabenstein, mit seiner Burg und dem bewohnten Palotzen Museumsdorf, gehörte der Nachmittag. Ein weiter Blick vom Burgberg auf die umgebende hügelige Landschaft und ein Gang durch das Weltkulturerbe Museumsdorf rundeten den Nachmittag ab. Das Abendessen gab im Höhenrestaurant Vaskapu mit herrlichem Blick auf die Donau und die Partnerstadt mit Dom und Burg.
Mittwochmorgen waren die Ehinger ins Rathaus eingeladen. Frau Romanek empfing die Gäste herzlich und entspannt. Die Ehinger hatten ein Straßenschild mitgebracht, das überreicht, aber nicht ausgepackt wurde. Das erledigt die offizielle Delegation, die im Oktober kommt. Hanne Groß überreichte eine großzügige Geldspende an die Schule in Esztergom, die eine ungenannte Ehingerin mitschickte. Anschließend wurde am Sissi-Denkmal in der Wasserstadt ein Kranz von Franz Romer und Bürgermeisterin Romanek niedergelegt. Beide erinnerten an die gemeinsame Vergangenheit unter den Habsburgern.
Für den Abend hatte die Deutsche Minderheit in Esztergom eingeladen. Freudig wurden die Ehinger begrüßt und großzügig bewirtet.
Für den Abend hatte die Deutsche Minderheit in Esztergom eingeladen. Freudig wurden die Ehinger begrüßt und großzügig bewirtet.
Bildmitte: Der Vorsitzende der Ungarndeutschen Selbstverwaltung von Esztergom, Mihály Misi Mezősi
Erlauer Stierblut, eine bekannte und inzwischen hervorragende Weinsorte, kostete die Gruppe am Freitag. Erlauer Stierblut kam zu seinem Namen, weil Verteidiger der Burg Eger, wie Erlau auf Deutsch heißt, vor der Schlacht mit den Osmanen, die Eger belagerten, Rotwein getrunken hatten. Gesichter, Bärte und Wamse waren mit dem roten Rebensaft getränkt und die Osmanen glaubten die Verteidiger hätten Stierblut getrunken und die Kraft der Stiere sei auf die Männer übergegangen. Sie flohen und Burg und Stadt blieben 42 Jahre verschont. So erzählt es jedenfalls die Sage.
Sportlich und rasant begann der Dienstag. Der Reiterhof Lazar, der den zwei Brüdern Vilmos und Zoltan gehört und mit 100 Pferden, die von 20 Pferdewarten betreut werden auf einem neun Hektar großen Bezirk liegt, wartete mit akrobatischen und fast unglaublich schnellen Fahrten und Ritten auf. 19 Weltmeistertitel haben die Brüder im Gespannfahren geholt, ein ganzer Raum voll mit ihren Trophäen, Auszeichnungen und Pokalen zeigt neben den 19 Goldmedaillen Fotos mit prominenten Gästen und den Kutschen, die sie für ihre Wettbewerbe nutzen. Eine bequeme und weniger rasante Kutschfahrt durften die Ehinger erleben, die Pferdestallungen besichtigen und den kleinen Zoo besuchen, der mit einer urigen Hunderasse aufwartet. Die zottligen Pulis verlieren ihre Haare nicht, sie rollen sich zu langen Locken, die die Tiere aussehen lassen, als hätten sie Dreadlocks. Franz Romer, der die Reise leitete, konnte zeigen, dass nicht nur ungarische Cowboys mit der Peitsche knallen können.
Eger war wohl schon in der Steinzeit bewohnt und ist eine der ältesten Städte Ungarns. 1241 wurde sie von den Mongolen fast vollständig zerstört und die meisten Einwohner getötet aber Jahrzehnte später wieder aufgebaut. Die Gruppe besichtigte die Burg und die Heldenhalle mit dem löwenhaften Verteidiger István Dobó, der 1552 den Osmanen eine empfindliche Niederlage bescherte und mit seinen 2000 Verteidigern die Übermacht der 150.000 Türken aufhielt. 1596 wurde die Burg und die Stadt dann aber doch eingenommen und das Minarett der Mosche, das nördlichste, historische Bauwerk der Osmanen. Auf der Burg konnten die Kasematten, die Kanonenräume und die Minenhorchgänge neben der schon erwähnten Heldenhalle besichtigt werden.
Dann ging es in „Tal der schönen Frauen“, zur Weinprobe in der Juhász Pince Eine Führung durch die Kellerei mit ihren verschiedenen Räumen, den riesigen Fässern voller köstlicher Weine und einer Weinprobe mit einem Winzervesper schloss sich an. Tal der schönen Frauen heißt die Gegend, weil in frühester Zeit hier eine Göttin verehrt wurde, die von außerordentlicher Schönheit gewesen sein soll. Heute ist das Gebiet durchzogen von Kellereien, die alle von der Straßenseite aus ihre Eingänge haben, die tief in die Berge führen.
Samstag reisten die Ehinger nach Majk, einem Kamaldulen Kloster, das von einem Dutzend Eremiten bewohnt wurde, die allein in gar nicht so kleinen Häuschen wohnten und absolute Schweigepflicht einhalten mussten. Mindestens 8 Stunden täglich mussten sie im Gebet verharren, beten auch für die Stifter, die ihnen die Häuser gebaut hatten; die Wappen der Stifter sind an den Gebäuden außen angebracht. Von der Kirche steht leider nur noch der desolate Kirchturm, Ausgrabungen belegen die Größe der einstigen Kirche. In der Nähe befindet sich Tata, wieder mit Burgruine, einst von den Esterhazys als Barockstadt ausgebaut.
Alle Ausflüge wurden von den Freunden in Esztergom sachkundig begleitet, immer wurden die Ehinger herzlich empfangen. Franz Romer oblag die Planung und Reiseleitung, tatkräftig unterstützt von Helene Ruoss.
Am Sonntagmorgen hieß es Koffer packen und die Rückreise antreten. Zur Gruppe stießen drei Ehingerinnen, die von Passau aus nach Esztergom geradelt waren und jetzt mit dem Bus zurückfuhren.
Text: Rosi Schaupp, Fotos: Walter A. Schaupp