Besuch in Esztergom – 6.-12.Mai 2019

Besuch in Esztergom – 6.-12.Mai 2019

Am 6. Mai in aller Frühe starteten 25 Ehinger zur einwöchigen Reise in die Partnerstadt Esztergom. Anlass war die Einladung der Esztergomer deutsch-sprachigen Minderheit zum Gizella Fest. Auf dem Programm standen zu Beginn die Besichtigungen von Sopron, Pannonhalma und Győr.

Sopron

Sopron, das frühere Ödenburg, liegt nur wenige Autokilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Nur durch eine äußerst umstrittene Volksabstimmung kam Ödenburg zu Ungarn und wurde zu Sopron. Die Stadt war bereits zur Römerzeit besiedelt. „Öde Burg“ nannten die ersten bayrischen Siedler die verlassene Festung. Heute gehört die historische Altstadt mit den meisten mittelalterlichen gotischen Baudenkmalen Ungarns zu den Höhepunkten jeder Ungarnfahrt. Wahrzeichen der Stadt in der Nähe des Neusiedlersees ist der Feuerturm und daneben das Stornohaus. Die Künstlerfamilie Storno kam aus dem Tessin und hinterließ der Stadt unter anderem einen prächtigen Renaissance-Arkadenhof. Im Prachtbau ist heute ein Museum untergebracht.
Die im Volksmund sogenannte Ziegenkirche, benannt nach der Stifterfamilie Geiß, die eine Ziege im Wappen führte und eigentlich Marienkirche heißt, steht am Hauptplatz. Von der Kanzel dieser Kirche rief Johann Kapristan zum Kreuzzug gegen die Türken auf.

Neben der Kirche steht ein Denkmal, das an die Vertreibung vieler tausend deutschsprachiger Bürger 1946 aus Ödenburg erinnert. „Taucht unter, versinkt aber nicht“, soll das Motto des Bürgermeisters Lackner gewesen sein. Seine Worte wurden zum letzten Mal bei der letzten deutschen Konfirmation gesprochen.

Foto: Walter A. Schaupp

Pannonhalma

Am anderen Morgen fuhr die Gruppe der Ehinger nach Pannonhalma. Schon lange stand die Besichtigung der Erz Abtei auf dem Wunschzettel der Ehinger. Die älteste Benediktinerabtei Ungarns und zugleich das bedeutendste Kloster thront weithin sichtbar auf dem heiligen pannonischen Berg. Fränkische Siedler glaubten, in dem nahen Römerkastell Savaria Sicca den Geburtsort des heiligen Martin gefunden zu haben und gründeten Anfang des 9.Jahrhunderts eine Kirche zu seinen Ehren. Die ersten Mönche des Klosters kamen aus Italien und Prag. Pannonhalma setzte einen Markstein in der Christianisierung Ungarns. Die heutigen Gebäude stammen größtenteils aus der sogenannten 2. Gründung. Die Türkenkriege hatten viele Verwüstungen angerichtet und die Gebäude verfielen. Besichtigt werden konnte nur die Bibliothek mit 300.000 Bänden und die Kirche samt Kreuzgang. Zu diesem Kreuzgang führt die Mönchspforte, ein prächtiges, spätromanisches Stufenportal. Der Umgang mit Bildern und Medien mit der größten Sorgfalt ist ein primärer Schwerpunkt des neuen Editors. Hoffentlich empfindest du das Hinzufügen von Bildunterschriften oder das Anzeigen deiner Bilder in voller Breite viel einfacher und solider als bisher.

Foto: Walter A. Schaupp

Die Bibliothek besitzt neben den uralten Handschriften auch sogenannte Wiegendrucke. Diese Inkunabel sind Drucke, die mit beweglichen Lettern hergestellt wurden, noch vor Vollendung der Gutenbergbibel. Erfunden hat die Technik Johannes Gensfleisch der als Johannes Gutenberg berühmt wurde. Neben der Bibliothek gibt es eine Gemäldegalerie mit wechselnden Ausstellungen.

Foto: Walter A. Schaupp

Das Kopfreliquiar des heiligen Ladislaus, das kostbarste Stück des Domschatzes wird zurzeit in einem gesicherten Nebengebäude aufbewahrt, der Dom wird renoviert.

Győr

Weiter ging die Fahrt nach Győr mit heute 130.000 Einwohnern. Bedeutende Automobilfirmen haben heute hier Fabriken, aber schon im Altertum war Győr ein bedeutender Handelsplatz. Kriege, Brände und die osmanische Herrschaft zerstörten das meiste der alten Bausubstanz. Die Bischofsburg auf dem Burghügel war mit einem dreifachen Mauerring umgeben, Reste der mächtigen Befestigung sind noch immer zu sehen. Das heutige barocke Stadtbild entstand im 17. Jahrhundert. Die Zopfstil-Häuser schmücken heute die Altstadt am Ufer der Rába. Im herrlichen Sonnenschein wirkte die Stadt fast mediterran. Ein kurzer Spaziergang entlang der Rába verstärkte diesen Eindruck.

Foto: Walter A. Schaupp

Mittwochmorgen ging die Reise weiter nach Esztergom. Die Gruppe traf sich mit den Freunden von der deutschen Minderheit zur Abendunterhaltung in einem urigen Weinkeller in Tat. Deutsche Lieder wurden gesungen und Freundschaften vertieft.

Schambeck

Der Donnerstagmorgen, der 4. Tag der Reise, begann mit einem Besuch der riesigen Ruine von Schambeck. Dieser kleine Ort in der Nähe von Budapest ist Synonym für die Vertreibung der deutschsprachigen Ungarn nach dem zweiten Weltkrieg. Mehr als 80 % der Einwohner mussten 1946 das geschundene Dorf binnen Stunden verlassen und wurden nach Deutschland gebracht. In der Nähe von Heidenheim, Gerlingen und Stuttgart fanden viele eine neue Heimat. Die beeindruckende Kirchenruine war zu diesem Zeitpunkt aber bereits Ruine, ein Erdbeben 1763 zerstörte das mächtige Kirchengebäude und erst seit einigen Jahren wird ernsthaft konserviert, was zu erhalten ist. In dem monumentalen Kirchenschiff finden heute Open Air Veranstaltungen statt.

Tata

Weiter ging es nach Tata, der Seenstadt. Auch dieses Städtchen entstand in der Römerzeit. Der Öreg-to, der alte See, wurde bereits im Mittelalter aufgestaut. Das sehr engagierte Führer Ehepaar zeigte den Ehingern viele verborgene Winkel der malerischen Stadt. Die Burg in Tata geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Hier ist heute ein Museum untergebracht. Im westlich gelegenen Schloss Esterházy unterzeichnete Kaiser Franz I. 1809 auf der Flucht vor Napoleon den „Frieden von Schönbrunn“. Ein sehenswerter Kalvarienberg und die große, doppeltürmige Heiligkreuzkirche wurden besucht. Am Eingang des englischen Parks am zweiten großen See, steht eine sehenswerte Ruine, ein einzigartiges Denkmal der Romantik in Ungarn. Aus römischen Grabsteinen und romanischen Skulpturen wurden Ruinen mit kleinen Wasserfällen und Bächlein erbaut um echtes Ruinenfeeling zu vermitteln. Das Abendessen wurde in einem Weinkeller eingenommen, junge Winzer bauen hier besondere Weine an.

Budapest

Am Freitag brachte der Bus die Ehinger nach Budapest. Obwohl die meisten schon wiederholt in der prächtigen Stadt an der Donau waren, fand sich immer wieder Neues.

Diesmal wurde das Zwack Museum besucht und der Herstellung des Unicum Magenbitters nachgespürt. Ein kurzer Film zu Beginn klärte über das Schicksal der Firma und Familie Zwack auf. Zur Verkostung ging es dann in die tiefen Keller.

Budapest – Zwack Museum

Vorbei am Parlament mit seinen kilometerlangen Gängen und der riesigen Kuppel, begleitet von der Aussicht auf den Gellertberg und die Fischerbastei brachte ein Linienschiff die Ehinger Gruppe nach Szentendre; St. Andreas, wie das Künstlerstädtchen Deutsch heißt, bot einen Bummel durch viele kleine Geschäfte und Boutiquen. Hier wartete der Bus und brachte die Reisegesellschaft zurück nach Esztergom.

Gisela-Fest in Esztergom

Der Samstag stand ganz im Zeichen des Gisela-Festes. Gisela, die erste Königin von Ungarn, wurde als 10-Jährige mit König Stefan verheiratet und brachte einen Teil ihrer bayrischen Landsleute mit in die Stadt an der Donau, die damals noch Gran hieß. Gisela, oder Gizella, wie die Ungarn sagen, trug viel zur Christiani-sierung Ungarns bei. Sie stiftete Klöster und Kirchen und Armenstiftungen. Ihrer wurde an der Basilika von Esztergom gedacht. Die deutsche Minderheit, die Stadtverwaltung und die Ehinger Gruppe legten Kränze nieder. Die Kinder der deutschen Schule begeisterten mit Liedern und Tänzen.

Tanzvorführung beim Gisela-Fest

Wer noch mehr sehen möchte: Der folgende link führt zu einem Beitrag von RTV Esztergom zum Gisela Fest 2019

Am letzten Tag hatte uns László Engelbrecht, als Vertreter der Stadt, noch mit einer Einladung zu einem besonderen musikalischen Ereignis am Abend überrascht, dem inzwischen legendären Akustikgitarren-Festival im Rittersaal der Burg, dieses Mal mit Künstlern aus Ungarn, Italien, Frankreich und den USA.
Hier ein Ausschnitt aus der Veranstaltung, den das regionale TV-Esztergom aufgenommen hat.

Gitarfesztival Esztergomban

Am Sonntagmorgen startete die Rückfahrt nach Ehingen nach vielen herzlichen Verabschiedungen und dem Versprechen eines Gegenbesuchs.